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Methoden


Massgeblich ist die im Leitbild enthaltene Grundhaltung. Die pädagogische Arbeit ist im Wesentlichen vom lösungsorientierten Ansatz, traumapädagogischen Standards und Konzepten der Transaktionsanalyse geprägt. Spiritualität ergänzt unseren ganzheitlichen Ansatz. Mit EQUALS evaluieren wir den Erfolg unserer Arbeit mit den Mädchen und jungen Frauen.


Lösungs­orientierter Ansatz

Der lösungsorientierte Ansatz ist eine spezielle Art der Gesprächstherapie, die von den Psychotherapeuten Steve de Shazer und Insoo Kim Berg 1982 erstmals vorgestellt wurde. Lösungsorientiert bedeutet: Die Lösung steht im Fokus. Die Erklärung für ein Problem ist primär nicht notwendig. Der lösungsorientierte Ansatz geht von dem Standpunkt aus, dass es hilfreicher ist, sich auf Wünsche, Ziele, Ressourcen, Ausnahmen vom Problem zu konzentrieren anstatt auf Probleme und deren Entstehung.

Die drei Grundprinzipien der Lösungsfokussierung

  • «Repariere nicht, was nicht kaputt ist!»
  • «Finde heraus, was gut funktioniert und passt - und tu mehr davon!»
  • «Wenn etwas trotz vieler Anstrengungen nicht gut genug funktioniert und passt - dann höre damit auf und versuche etwas anderes!»

Die 7 lösungsorientierten Annahmen

  • 1. Probleme sind Herausforderungen, die zu Chancen werden können. Jeder Mensch bewältigt sie auf seine ganz persönliche Art.
  • 2. Alle Menschen gestalten ihr Leben mit Hilfe ihrer eigenen Ressourcen. Für diesen Prozess sind sie die Experten.
  • 3. Defizite an sich gibt es nicht. Es gibt sie nur in Bezug auf geforderte Ziele. Sich an vorhandenen Fähigkeiten und am Gelungenen zu orientieren, fördert die Zuversicht und die Bereitschaft des Menschen, sich weiterzuentwickeln.
  • 4. Zu jedem Problem und zu jeder Schwierigkeit gibt es Ausnahmen, sie deuten auf Lösungen hin.
  • 5. Es ist nützlich, der Klient*in genau zuzuhören, nachzufragen und ernst zu nehmen, was sie sagt.
  • 6. Menschen können nicht "nicht kooperieren". Jede Reaktion ist eine Form von Kooperation, Widerstand auch. „es gibt keine widerspenstigen Klient*innen, sondern nur unflexible Therapeuten…“
  • 7. Menschen beeinflussen sich gegenseitig. Sie kooperieren und ändern sich eher und leichter in einem Umfeld, das ihre Fähigkeiten sieht und unterstützt. Es ist hilfreich, aus dem Gelingen der Gegenwart heraus, kleine neue Schritte für die Zukunft abzuleiten. Es ist leichter, neues Verhalten zu entwickeln, als alte Muster zu stoppen.

Umsetzung in der rose

Mit dem lösungsorientierten Ansatz konzentrieren wir uns auf die Ressourcen und die Resilienz der Mädchen und jungen Frauen (M/jF). Im Vordergrund steht nicht, was nicht funktioniert (hat), sondern ihre Fähigkeiten und ihre Zukunft. Die rose arbeitet mit den Stärken der M/jF und fokussiert das, was bereits gelingt. Was bringen die M/jF mit? Welche positiven Fähigkeiten haben sie? Was können sie gut? Diese Haltung schlägt sich im Gruppenalltag nieder und setzt einen Prozess bei den M/jF in Gang.


Trauma­pädagogik

Traumapädagogik wird als Sammelbegriff für die pädagogischen Ansätze und Methoden bei der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, insbesondere in stationären Massnahmen, bezeichnet. Traumapädagogik beruht auf der Zusammenarbeit von Therapie und Pädagogik und stellt ein Gesamtkonzept dar, das sich am Wissen und den Erkenntnissen der Erziehungswissenschaften, der Psychotraumatologie, der Bindungstheorie, der Resilienzforschung und der Traumatherapie orientiert. Das bedeutet, dass dieses Wissen um Traumata ein zentraler Bestandteil der Pädagogik ist. Traumapädagogische Interventionen zielen darauf ab, Kinder und Jugendliche darin zu unterstützen, ihr Selbst besser zu verstehen und ihre Selbstwirksamkeit zu erhöhen, d.h. aus eigenen Kräften die Kontrolle über das Leben und Verhalten zurückzugewinnen. Primäres Anliegen der Traumapädagogik ist die Sorge für einen «sicheren Ort» als wichtige und notwendige Grundvoraussetzung für den Bewältigungsprozess. Nur ein «sicherer Ort» erlaubt es, die hochwirksamen Überlebensstrategien aufzugeben und alternative Verhaltensweisen zu erlernen. Dabei geht es sowohl um die innere Sicherheit (Selbstbemächtigung, Traumaverarbeitung, Stabilisierung), als auch um die äussere Sicherheit (Strukturen und Rahmenbedingungen, Haltungen, Stabilität der Betreuungspersonen). Die Pädagoginnen sind mit ihrer inneren Sicherheit Teil des pädagogischen Konzeptes. Der «sichere Ort» bedeutet, dass sich sowohl die Kinder und Jugendlichen, aber auch die Pädagoginnen auf struktureller und emotionaler Ebene gehalten fühlen können. Traumapädagogik setzt bei den Fachkräften an. Die Mitarbeiterversorgung ist ein zentrales Element.

Umsetzung in der rose

Von 2012 bis 2016 nahm die Wohngruppe rose an dem, vom Bundesamt für Justiz lancierten, Modellprojekt Traumapädagogik mit der UPK Basel teil. Seitdem haben wir einen traumapädagogischen Schwerpunkt in der rose implementiert.

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Beispiel Resilienzförderung

Resilienz oder psychische Widerstandsfähigkeit ist die Fähigkeit, Krisen zu bewältigen und gelassener auf Stress auslösende Reize zu reagieren. Aus diesem Grund finden in der rose monatliche Resilienzzeiten statt um diese Fähigkeit zu erweitern.

Es gibt in der rose drei verschiedene Phasen von Resilienzzeiten:

  • 1. Die Kennenlernphase: In der Kennenlernphase geht es darum, dass sich das Mädchen/die junge Frau (M/jF) und die Teamfrau kennenlernen und Vertrauen fassen. Die Kennenlernphase dauert ungefähr drei Monate. In dieser Zeit entscheidet die Teamfrau über die Durchführung der Resilienzzeit. Diese Phase findet immer mit der Koordinationsperson statt.
  • 2. Die Vertiefungsphase: In der Vertiefungsphase wird ein Resilienzfaktor, welcher gestärkt werden soll, ausgesucht. Je nach Resilienzfaktor wird die Resilienzzeit geplant und durchgeführt. Welcher Resilienzfaktor gestärkt werden soll, entscheidet die Teamfrau. Nach und nach werden aber auch die M/jF in die Entscheidung miteinbezogen.
  • 3. Die Integrationsphase: In dieser Phase entscheiden die M/jF über den Resilienzfaktor. Gemeinsam wird dann die Resilienzzeit geplant und durchgeführt. M/jF, welche sehr selbstständig unterwegs sind, können die Resilienzzeiten auch (nach Absprache mit der Koordinationsperson) alleine verbringen.

Die Resilienzzeiten werden gemeinsam nachbesprochen, so dass der Fokus nochmals auf den gestärkten Resilienzfaktor gelegt wird.

Aus der Praxis

Eine junge Frau hatte Mühe auf eigene innere Grenzen zu achten und diese nach Aussen zu vertreten. Um dies zu lernen wurde gemeinsam ein Selbstverteidigungskurs für Frauen besucht, in welchem die junge Frau lernte sich zu wehren und dabei erkannte, wie viel Power und Kraft in ihr steckt.


Transaktionsanalyse

Um das eigene Selbst besser zu verstehen und die Selbstwirksamkeit zu erhöhen, d.h. aus eigenen Kräften die Kontrolle über das Leben und Verhalten zurückzugewinnen, arbeiten wir mit den Konzepten der Transaktionsanalyse (TA). Die TA wurde vom Psychiater Eric Berne in den 1950er Jahren gegründet. Es ist die Lehre der menschlichen Persönlichkeit und der zwischenmenschlichen Kommunikation. Die TA verbindet das tiefenpsychologische Fundament mit einem handlungsorientierten Ansatz. Sie sieht den Menschen als eigenverantwortlich für sein Denken, Fühlen und Handeln. Theoretische Modelle helfen, einschränkende Lebensweisen bewusst zu erkennen und zu verändern.

Die Grundannahmen der Transaktionsanalyse sind:

  • Jeder Mensch hat die Fähigkeit, zu denken und Probleme zu lösen.
  • Jeder Mensch ist in all seinen Schattierungen und in seiner Ganzheit in Ordnung.
  • Jeder Mensch ist in der Lage, Verantwortung für sein Leben und dessen Gestaltung zu übernehmen. Er verfügt dazu über die Fähigkeit der bewussten Wahrnehmung und Steuerung seiner mentalen, emotionalen und sensorischen Vorgänge und der sich daraus ergebenden Handlungen bzw. sozialen Interaktionen.
  • Jeder Mensch wird als fähig angesehen, sein Lebenskonzept (oder Lebensgestaltungsmuster) schöpferisch, zuträglich und konstruktiv zu gestalten.
  • Autonomie, im Sinne von Selbstbestimmung, Spontanität und Verantwortungsbewusstsein für sich und die Mitwelt hat innerhalb der TA den höchsten Stellenwert und ist das angestrebte Ziel.

Umsetzung in der rose

Die Mädchen und jungen Frauen (M/jF) werden alle 2 Monate in der rose in den therapeutischen Konzepten der Transaktionsanalyse weitergebildet. Im Sinne der Psychoedukation lernen die M/jF ihre Bewältigungsstrategien kennen, setzen sich mit diesen auseinander und haben die Möglichkeit ihr bisheriges Lebensgestaltungsmuster zu verändern und zunehmend Verantwortung zu übernehmen. Das Team, die Eltern und die M/jF werden in diesen Konzepten geschult. Die gemeinsame Sprache und das gemeinsame Verständnis zwischen M/jF, Eltern und Team prägen unsere Arbeit in Qualität und Nachhaltigkeit.

Beispiel Konzept «psychologische Spiele»

Zum Beispiel kennen wir psychologische Spiele, in denen sogenannte «Köder» zur Spieleinladung ausgeworfen werden, um alte / vertraute Überzeugungen wie z.B.: «Ich werde es nie schaffen!», «Ich bin es nicht wert!» oder «Ich kann mich auf niemanden verlassen!» zu bestätigen und damit so die individuelle Weltanschauung untermauert wird. Allein schon durch dieses Bewusstsein können wir den Kreislauf durchbrechen und die M/jF darin unterstützen ihre Rolle im «Dramadreieck» zu erkennen, dann jeweils die Retter-, Opfer- oder Verfolgerrolle zu verlassen und ihr Erwachsenen-Ich zu aktivieren. Dies führt sogar dazu, dass M/jF ihr bisheriges Verhaltensmuster erkennen und uns Teamfrauen dieses auf einem Plakat in der Teamsitzung vorstellen – mit Lösungsstrategien und dem klaren Wunsch ans Team nicht in der Opferrolle genährt zu werden.

drama dreieck

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Erkenntnisse der M/jF durch die TA-Weiterbildung

  • «Die TA hat mir geholfen Gefühle, Gedanken und Handlungen von mir und anderen besser zu verstehen.»
  • «Wie wir durch unser Verhalten Einfluss auf uns und andere nehmen können. Ich konnte persönliche Zusammenhänge zwischen früheren Erlebnissen und jetzigem Verhalten herstellen durch das Lebensskript und auch, wie man sich auf Menschen einstellen oder auf sie einwirken kann.»
  • «Das Konzept der Gefühle und Ersatzgefühle hat mir gezeigt, wie es zu meiner Zwangssymptomatik kam.»
  • «Ich konnte bei vielen Sachen ‹aha› sagen und habe viel kapiert.»

Spiritualität

rose quote

«Spiritualität kann einen der stärksten Resilienzfaktoren darstellen.»

Martin Baierl/Kurt Frey
Praxishandbuch Traumapädagogik, 2014

Grundsätzlich ist Spiritualität schlicht und einfach die Offenheit gegenüber einer «mehr-als-materiellen-Welt» und somit einer geistigen Welt. Spiritualität beschäftigte Menschen aller Art über die Jahrtausende hinweg bis heute.
Heute wird unter Spiritualität tendenziell die persönliche Beziehung eines Menschen zu dem, was ihn im Tiefsten trägt und seinem Dasein Sinn verleiht, verstanden. Dies bedeutet zu spüren, dass es im Leben noch etwas Grösseres gibt als den Alltag und das eigene Wohl. Spiritualität hilft uns dabei unser Leben, unsere Lebensaufgabe, Ziele und vor allem uns selbst besser zu verstehen und unsere Grundbedürfnisse nach Geborgenheit, Hoffnung und Sinn zu erfüllen.

Umsetzung in der rose

Die einfachste und neutralste, das heisst religionsunabhängigste Form von Spiritualität stellen für uns die Jahreskreisfeste dar. Sie beziehen sich auf den Rhythmus der Natur und ermöglichen uns ein tieferes Verständnis für den Wandel und die Kreisläufe nach den kosmischen Gesetzen (Entstehen, Leben und Vergehen). Dadurch wird zugleich das Verständnis für das eigene Leben vertieft, weil dieser Kreislauf auch die Wendepunkte des Lebens abbildet: die Geburt, die Kindheit, die Pubertät, das Erwachsenwerden, die Paarbildung, aber auch Abschied und Tod. Rituale helfen, diese Übergänge zu meistern. Wir feiern alle acht Jahreskreisfeste mit den Mädchen und jungen Frauen (M/jF) und schaffen so Ankerpunkte im gesamten Jahreskreis, die uns immer wieder dazu dienen, innezuhalten und uns auf die jeweilige Jahreszeit, die Energie in der Natur und in uns selbst zu besinnen. Dies gibt den M/jF Orientierung, hilft Altes loszulassen und Neues in Gang zu setzen. Dadurch entsteht ein tieferes Vertrauen in die Rhythmen des Lebens und ein stärkeres Bewusstsein für das Hier und Jetzt. Die M/jF lernen einen Umgang mit Vergänglichkeit und steigern ihre Resilienz eigenverantwortlich mit Veränderungen umzugehen.

jahreskreisfeste

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rose quote

«Gut fand ich, dass oft fast alle bei den acht Jahreskreisfesten dabei waren und mitgemacht haben. Die Themen haben mich der Natur und dem Lebenszyklus nähergebracht, indem ich mir den ganzen Zyklus und die damit verbundenen Kräfte bewusst vor Augen halten konnte»

Zitat einer jungen Frau

Beispiel Jahreskreisfest – Ostara (Frühjahrs-Tagundnachtgleiche)

jahreskreisfeste

Ziel:
1. Jede junge Frau erweitert ihr Verständnis und ihr Wissen über den ursprünglichen Sinn und den Inhalt der uralten Jahreskreisfeste.

2. Jede junge Frau forscht in sich selbst nach einer persönlichen hellen Qualität (Stärke) und einer diese ausbremsenden dunklen Qualität (Schwäche) und verbindet diese im Sinne einer bewussten Akzeptanz und Integration der dunklen Kraft. Schliesslich werden beide Qualitäten in ein Gleichgewicht gebracht.

3. Jede junge Frau erlebt/erfährt die Kraft der Gemeinschaft für ihre individuelle Entwicklung.

Die Sonnen- und Schattenseiten eines Menschen wurden in der Gruppe besprochen und die jeweilig positiven bzw. negativen Aspekte beleuchtet. Gemeinsam erarbeiteten wir die Erkenntnis, dass das ICH, JETZT und HEUTE weder auf der einen noch der anderen Seite einzuordnen ist, also sozusagen den Neutralpunkt einer Waage darstellt. Da Tag und Nacht nicht ohne einander existieren können, stellten wir uns folgende Fragen: Was könnte der Sinn einer negativ erlebten Kraft sein? Wo liegt vielleicht eine Chance verborgen? So sammelten wir zunächst in der Gruppe helle und dunkle Qualitäten auf einem Plakat. Jede junge Frau schrieb anschliessend eine persönliche positive Kraft auf einen hellen und eine für sie dunkle Kraft auf einen schwarzen Papierstreifen, welche sie zusammenklebte und als Andenken mitnahm. Eine junge Frau verband z.B. «Kämpfen» mit «Rückfall».


EQUALS

(Ergebnisorientierte Qualitätssicherung in sozialpädagogischen Einrichtungen)

«EQUALS ist ein Instrument, das neben der Abklärung der psychischen Gesundheit von jungen Menschen die Hilfen zur (Heim-)Erziehung pädagogisch dokumentiert, um den gesetzten Qualitätsstandards in der Jugendhilfe selbstverpflichtend zu entsprechen.» (www.equals.ch)

Umsetzung in der rose

EQUALS bietet uns seit 2012 eine Kombination aus Praxis und Forschung. Mit EQUALS evaluieren wir den Erfolg unserer Arbeit mit den Mädchen und jungen Frauen (M/jF). Wir machen kleinste Veränderungen sichtbar, indem die M/jF, die Koordinationspersonen und die Eltern regelmässig die Fragebögen im EQUALS ausfüllen. Mit diesem Online-Tool haben wir eine etablierte Methode für eine standardisierte Eingangs- und Verlaufsdiagnostik. In einem partizipativen Prozess erkennen wir mit den M/jF ihre Ressourcen und Belastungen, erfassen gemeinsam Ziele und halten die Entwicklungen fest. Die Mitarbeitenden von EQUALS werten die Daten für uns und zu fachpolitischen / wissenschaftlichen Zwecken aus. So haben wir unter anderem eine Auswertung wie zufrieden die M/jF und die Eltern mit unserer Arbeit in der rose sind.

Beispiel „Allgemeine Kompetenzen“

In diesem Tool wird die Veränderung der allgemeinen Kompetenzen sichtbar. Diese graphische Ansicht wird für Gespräche mit den M/jF und dem Netzwerk hinzugezogen.

diagramm equals